Eckhard Froeschlin sieht seine künstlerische Arbeit darin,
sich und anderen ein Bild von der Wirklichkeit zu machen. Wir erkennen
in seinem Werk die dort sichtbar werdenden intensiven Auseinandersetzungen
mit Menschen, Biographien, mit Programmen und Texten, Gesellschaft
und Geschichte, einer Suche nach Sinn, nach Gründen, Begründungen
und Standpunkten.
Wer heute engagierte Kunst mit figürlich-gegenständlichen
Mitteln umsetzt, "bewegt sich auf vermintem Terrain". Doch der Künstler
Eckhard Froeschlin hat die ihm angemessenen Techniken der Radierung
und der Pastellmontagen gefunden und so zur Perfektion entwickelt,
daß seine "neuen Geschichts- und Gesellschaftsbilder" nicht
Eindimensionalität, sondern Komplexität, Subjektivität
und Zweifel an der Wirklichkeit aufzeigen. Eckhard Froeschlins Dialog
und Interesse mit der Geschichte begann schon in seiner Schulzeit.
In seinen "Neuen Historienbildern" ist das Historische auch in seinem
Arbeitsprozeß angelegt: Als ein langsames, oft Jahre dauerndes
Verarbeiten und Überdenken, als ein Vergleichen und Konfrontieren
einzelner, historischer Figuren wie in "Washington Crossing the
Delaware", die der Künstler in neuer Anordnung auf ihre Aussagekraft
heute befragt und Elemente aktueller politischer Vorgänge verschlüsselt
einbezieht und gegenüberstellt.
"Überfahrt" ist eines der Leitthemen von Eckhard Froeschlin.
Damit geht es dem Künstler um Aufbruch und Migration, um Flucht
und Rettung, Verzweiflung und Hoffnung. Eckhard Froeschlin zeigt
in "Die Kunst der Überfahrt" das Scheitern und die tragischen
Umstände des Reisens ebenso wie die positiven Momente des Ankommens.
Ihn beschäftigen die Gründe, die Menschen zum Reisen zwingen
wie die Flucht aus Kriegsgebieten oder aus Diktaturen, aber auch
das Reisen aus Informationsgründen und zur Wissenserweiterung.
Sein persönliches Engagement hat den Künstler auf seinen
Reisen nach Nicaragua geführt, wo er seit einiger Zeit ein
Kunst- und Sozialprojekt unterstützt, über das sich die
Besucher über die Galerie Reile informieren können.
Eckhard Froeschlins künstlerische Arbeit beeindruckt durch
eigenwillige Ästhetik und konsequente Konzeption gleichermaßen,
die mit narrativen Elementen die Phantasie des Betrachters anregt.
Sein künstlerisches Mittel ist die Montage von Wirklichkeiten
im Bild. Dabei kommen ihm die druckgraphischen Techniken entgegen.
Ihre Kraft beziehen seine Radierungen aus Spannungsgegensätzen
und formalen Kühnheiten. So changieren deren Formen häufig
schillernd zwischen Ausführung und Andeutung, Opulenz und Reduktion,
zwischen gegenständlicher Gestalt und mehrdeutigen Zeichen.
Die Räume kippen in die Bildfläche oder verwandeln sich
in tiefe Abgründe. Licht und Schatten werden in dramatische,
szenische Beleuchtung und in symbolische Formen überführt.
Farben, Bewegungsrichtungen und Dynamik, ausgreifende Gebärdensprache
und Überlängungen konkurrieren miteinander und steigern
sich von reflektierter Expressivität bis Drastik.
Die formalen Brüche und bewußt gesetzten Spannungen
sprengen jede inhaltliche Einseitigkeit und jeden Illusionismus.
Vielmehr erscheinen Eckhard Froeschlins Werke als Freiräume
und öffentliche Plattformen, auf denen sich der Künstler
und die Betrachter gleichberechtigt treffen.